
Wandbild (Reproduktion von Picassos Guernica)
Sieht man Guernica zum ersten Mal im Museo Reina Sophia in Madrid sieht, ist man vielleicht überrascht festzustellen, dass es – genau wie die Reproduktionen, die man aus Zeitschriften und Büchern kannte–, schwarz-weiss ist.
Als Grisaille scheint das Bild schon als Original seine eigene Reproduktion vorweg zu nehmen und seine Reproduzierbarkeit gewissermaßen auszustellen. Ein Grund für die Farblosigkeit des Bildes könnte sein, dass Picasso es der Fotodokumentation über Opfer des Bürgerkrieges angleichen wollte, die im zweiten Stock des Pavillons der Weltausstellung, für die er Guernica konzipiert hatte, gezeigt wurde.
Indem das Bild ein wesentliches Moment des Reproduktionsmediums der Fotographie imitiert, bringt es seine eigene Reproduzierbarkeit zum Vorschein. In Anbetracht seines Inhalts ist das erschreckend, legt es doch nahe, dass sich auch das singuläre Ereignis wiederholen könnte, das auf dem Bild dargestellt ist: Die baskische Kleinstadt Guernica wurde am 26. April 1937 großflächig durch Kampfflugzeuge der Wehrmacht bombardiert und nahezu vollständig ausgelöscht. Bei dem Angriff wurden über achtzig Prozent der Häuser zerstört. Hunderte von Menschen kamen ums Leben. Eine genaue Zahl lässt sich nicht angeben, da sich zu dem Zeitpunkt unzählige Flüchtlinge in Guernica aufhielten. Ziel der Nationalsozialisten war es, den „eisernen Gürtel“, zu dem Guernica gehörte, zu sprengen, um den Franquisten, deren Feldzug gegen die demokratisch gewählte Regierung der Zweiten spanischen Republik sie unterstützten, den Einmarsch zu ermöglichen.
Indem das Bild ein wesentliches Moment des Reproduktionsmediums der Fotographie imitiert, bringt es seine eigene Reproduzierbarkeit zum Vorschein. In Anbetracht seines Inhalts ist das erschreckend, legt es doch nahe, dass sich auch das singuläre Ereignis wiederholen könnte, das auf dem Bild dargestellt ist: Die baskische Kleinstadt Guernica wurde am 26. April 1937 großflächig durch Kampfflugzeuge der Wehrmacht bombardiert und nahezu vollständig ausgelöscht. Bei dem Angriff wurden über achtzig Prozent der Häuser zerstört. Hunderte von Menschen kamen ums Leben. Eine genaue Zahl lässt sich nicht angeben, da sich zu dem Zeitpunkt unzählige Flüchtlinge in Guernica aufhielten. Ziel der Nationalsozialisten war es, den „eisernen Gürtel“, zu dem Guernica gehörte, zu sprengen, um den Franquisten, deren Feldzug gegen die demokratisch gewählte Regierung der Zweiten spanischen Republik sie unterstützten, den Einmarsch zu ermöglichen.
Wie verhalten sich die unzähligen Reproduktionen des Gemäldes zu dem singulären Ereignis, das der konkrete historische Bezugspunkt des Originals ist? Wie konkret ist dieser Bezugspunkt überhaupt? Was – oder genauer: Wer – ist Guernica? Schon das Original scheint von der konkreten Erfahrung derjenigen, die dem Bombenangriff der Wehrmacht tatsächlich ausgesetzt waren, zu abstrahieren. Diese Abstraktion ist ein Problem, weil sie Gefahr läuft der konkreten Leiderfahrung der Opfer nicht gerecht zu werden. Aber ist es überhaupt möglich ein Bild ohne jede Abstraktion zu malen? Ist das Bild nicht notwendig eine Abstraktion von der Realität, auf die es sich bezieht? Hier scheint ein grundlegendes Problem für Kunst zu bestehen, die auf politische Realität bezogen ist. Sind die zahlreichen Versuche der Aneignung, die Adaptionen und Reproduktionen des Bildes Versuche, mit diesem Problem, das in dem Bild Guernica zum Vorschein kommt, umzugehen? Sind diese Versuche legitim, problematisch, notwendig, oder vielleicht sogar all dies zugleich? Das Verhältnis von Original und Reproduktion wirft auch die Frage auf, wie die im Bild sedimentierte Geschichte in der Gegenwart fortwirkt und ob in den Aktualisierungen des Bildes dieses Fortwirken getroffen wird oder nicht; ob die Aktualisierung dem konkreten geschichtlichen Kontext, des Wehrnachtangriffs auf Guernica, und dem Andenken der Opfer gerecht wird. Dies scheint nur von einem antifaschistischen Standpunkt aus möglich zu sein. Eine Aktualisierung des Bildes von einem solchen Standpunkt aus, muss auf die Bekämpfung gegenwärtiger Formen des Faschismus gerichtet sein und sich mit aktuellen Versuchen von gesellschaftlichen Gruppierungen, an die alte Ideologie der Nazis und der Franquisten anknüpfen, auseinandersetzen – wie beispielsweise mit den jüngsten Putsch-Aufrufen ehemaliger spanischer Offiziere, die auf die Abschaffung der Demokratie und die Vernichtung ihrer politischen Gegner zielten (vgl. https://www.rnd.de/politik/spanien-putschaufrufe-von-ex-generalen-verbreiten-angst-und-schrecken-K7NJKHPL4HB2M6PUKSQTEDSP4U.html).